Auslandssemester in São Paulo, Brasilien

Gerade mal vor einem Monat bin ich von einem 6-monatigen Austauschprogramm in Brasilien zurückgekehrt. Dieser Auslandsaufenthalt war im Rahmen meines Studiums und ich studierte dort an einer Universität und belegte Kurse, die ähnlich zu meinen Kursen zu Hause waren. Ich hätte das Auslandsemester an vielen verschiedenen Partneruniversitäten absolvieren können, ich entschied mich jedoch für São Bernardo do Campo. Diese Stadt gehört zur Metropole São Paulo.

In den Niederlanden habe ich bereits für anderthalb Jahre portugiesisch gelernt. Das führte dazu, dass ich schon Vorkenntnisse in der Sprache aber auch dem brasilianischen Lebensgefühl hatte. Wenn ihr plant nach Brasilien zu gehen, ist es hilfreich bereits etwas portugiesisch zu verstehen. Anders als in Europa wird in Brasilien Englisch nicht wirklich gesprochen.

Der erste Eindruck

Das Erste, das ich bemerkte, als ich in Brasilien ankam, war wie schwierig es war zu verstehen, was die Leute sagten. Es half auch nicht, dass wenn man die einfache Frage „tudo bem?“ (wie geht es) stellte, ein Strom an Fragen auf einen einprasselte.

Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase merkt man schnell, dass die Brasilianer wirklich daran interessiert sind, dich kennenzulernen mit Fragen wie: wo kommst du her, warum bist du hier und was machst du. Während der Vorlesungen an der Universität waren die jüngeren Studenten eher zurückhaltend sich mit mir zu unterhalten, da sie wenig Selbstvertrauen im Umgang mit der englischen Sprache hatten. Ältere Studenten wiederum waren froh mir alles auf Portugiesisch oder nicht so flüssigem Englisch zu erklären. Am Anfang hatte ich mehr Kontakt mit anderen Studenten, die auch bereits Auslandserfahrung hatten.

Reisen

Brasilien ist ein riesiges Land. Es ist unglaublich, wie viel Naturschätze Brasilien zu bieten hat. Dadurch, dass ich nur eine kurze Zeit in Brasilien war, konnte ich leider nicht viele von ihnen besuchen. Ich habe viele Geschichten über sie gehört und es wäre verrückt anzunehmen, dass sie nicht wunderbar sind. Natürlich gibt es dort den bekannten Amazonas Regenwald und den weniger bekannten Atlantischen Regenwald und beide sind mit ihrer Flora und Fauna einfach eine großartige Erfahrung! Weitere Naturwunder sind der Iguaçu Wasserfall (der breiteste Wasserfall der Welt), die wunderbaren Strände im Nordosten und vieles, vieles mehr.

Während meines Aufenthalts habe ich Brasiliens bekanntesten Touristenmagneten Rio de Janeiro besucht, sowie die Strände im Nordosten São Paulos. Jeder der Brasilien besucht sollte auch Rio einen Besuch abstatten, mit seinen Sandstränden, den umliegenden Bergen und der weltberühmten Christus-Statur. Die Randbezirke oder auf Portugiesisch Favelas sind oftmals gefährlich aber gehören ebenso zu den Sehenswürdigkeiten Rios. Ihr könnt eine Stadtführung durch die ruhigeren Favelas machen.

Bevor mein Semester in Brasilien anfing reiste ich in eine kleine Stadt am atlantischen Ozean namens Trindade. Früher war es ein Fischerdorf, doch über die Jahre wurde es immer attraktiver für Touristen mit seiner herrlichen Aussicht und den ziemlich ruhigen Stränden. Dort gibt es außerdem einen natürlichen Pool. Während meines Aufenthalts in Trindade habe ich mit Freunden einen Ausflug nach Paraty gemacht, dort haben wir zu 8 ein Boot gemietet und einen entspannt Nachmittag dort verbracht.

Die Menschen

Wahrscheinlich mein Lieblingsteil in Brasilien. Ich finde, dass Brasilianer wirklich unglaublich tolle Menschen sind. Während meines Aufenthalts in Brasilien lebte ich in einer Gastfamilie. Sie nahmen mich regelmäßig mit zu Feiern bei deren Freunden und zeigten mir viele Plätze in der näheren Umgebung. Ich fühlte mich wirklich als Teil der Familie, auch wohnte ich mit einer älteren Mutter und ihrer erwachsenen Tochter zusammen.

Neue Freunde kennenzulernen war in São Paulo überraschend einfach. Viele Leute erzählten mir, dass São Paulo die weltoffenste Stadt in ganz Brasilien sei. Ich habe festgestellt, dass viele mein europäisches Verhalten eher interessant fanden anstatt merkwürdig. Viele brasilianische Ladenbesitzer oder Menschen auf der Straße haben mein portugiesisch korrigiert und mir gezeigt wie es hier gemacht wird, selbst wenn sie auf Gestikulieren und Leute in der Umgebung zurückgreifen mussten, um sich verständlich zu machen.

Die meisten brasilianischen Studenten haben ein Auto, und da die öffentlichen Verkehrsmittel (abgesehen von der Metro) nicht wirklich toll sind, gebrauchen sie es dementsprechend häufig. Die Fahrt von São Bernardo do Campo bis ins Zentrum São Paulo kann zwischen einer halben Stunde bis zu zwei Stunden dauern, abhängig vom Verkehr, nichtsdestotrotz fuhren wir oft zum Ausgehen ins Zentrum. Das bringt mich zurück zu meinem eigentlichen Thema: Brasilianer. Sie lieben es zu feiern und laden dich gerne auch zu Partys ein.

Dinge, die ich gelernt habe

Ich war 6 Monate in Brasilien aber es fühlte sich an wie nur ein paar Wochen. Rückblickend kann ich sagen, dass ich in meiner Persönlichkeit gewachsen bin. Ich habe vieles gesehen und lernte portugiesisch aber ich wurde auch entspannter (nimm dir Zeit anstatt immer auf dem Sprung zu sein). Weiterhin wurde ich sozialer, d. h. ich entwickelte aktiveres Interesse an Menschen anstatt immer in Gedanken versunken zu sein. Und ich habe Freundschaften geschlossen, die ein Leben lang halten werden. Ich werde ganz bestimmt wieder zurück nach Brasilien gehen, desto eher desto besser!

-Tristam